24. Hospizenquete – „Schutz(los) – Safe Places in vulnerablen Lebenszeiten“
Dieses Jahr stellte der Landesverband Hospiz NÖ den Gedanken der Safe Places – sichere innere und äußere Orte – für Menschen in vulnerablen Lebensphasen in den Mittelpunkt. 330 Gäste brachten sich engagiert in die Diskussionen ein und sorgten mit ihren wissenschaftlichen, praxisbezogenen und persönlichen Perspektiven für wertvolle Impulse – eine bereichernde Ergänzung zu den Vorträgen renommierter Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland.
Denn wenn das Leben wankt, braucht es Orte, an denen Menschen sich gehalten fühlen – außen wie innen. Die Hospizenquete 2025 hat gezeigt, wie solche Schutzräume entstehen – neurobiologisch, psychosozial und kulturell – und was das konkret für Hospiz und Palliative Care bedeutet.
Sicherheit ist keine weiche Zutat, sondern eine Voraussetzung für Empathie. Wo Stress nachlässt und der Körper „umstellt“, werden Wahrnehmung, Mitgefühl und Verbundenheit möglich. Pausen, Entlastung und verlässliche Beziehungsangebote sind daher mehr als „nice to have“: Sie öffnen die Tür zur Begegnung. Save Places sind dabei nicht nur architektonische Räume. Es sind auch innere Orte, Erinnerungen, Rituale, Worte und Bilder, die Orientierung stiften und Selbstwirksamkeit nähren. Wer einen solchen inneren Anker spürt, kann sich auf Begleitung einlassen, Entscheidungen treffen und Abschied beziehungsweise das Lebensende gestalten.
Gutes Sterben geschieht dort, wo soziale Einbettung gelingt. Menschen berichten am Lebensende von kostbaren Momenten, und zwar nicht aufgrund des Orts, sondern weil Beziehung getragen hat. Genau hier wird deutlich, was sichere Orte leisten: Sie entlasten, die Betroffenen, die An- und Zugehörigen und das
Fachpersonal. Speziell Musik, Stille, geteilte Rituale und kleine Gesten können Resonanz schaffen. Sie helfen, Gefühle auszuhalten und übersetzen Unsagbares in etwas, das miteinander geteilt werden kann. So wird aus einem Krankenbett, einem Wohnzimmer oder aus einer Krankenstation für Stunden ein Schutzraum.
Besonders sichtbar wird die Bedeutung von Safe Places, wo Schutzlosigkeit zum Alltag gehört, etwa bei schwerkranken Menschen ohne Wohnung. Wer im öffentlichen Raum lebt, ist Blicken, Witterung und Ausschlüssen ausgesetzt und stirbt oft deutlich früher. Niederschwellige Angebote, verlässliche Begleitung und das Schließen von Versorgungslücken verwandeln hier Unsicherheit in Halt und einen Funken Wärme, der buchstäblich Leben und Würde bewahren kann.
Safe Places sind auch eine Haltungsfrage, denn Zugang hängt von Privilegien ab. Abhängigkeiten und Machtgefälle prägen Erfahrungen am Lebensende. Eine achtsame, selbstbestärkende Praxis bedeutet: zuhören, deuten, dämpfen – nicht dominieren. Die Haltung „Du hast hier deinen Platz“ übersetzt sich in Strukturen: genügend Zeitfenster, Räume für Atem und Abschied, klare Informationen, multiprofessionelle Zusammenarbeit und Kompetenz in Trauma- und Stressregulation.
Daraus erwächst auch ein ethischer Auftrag: Zuwendung schulden wir jedem Menschen. Sicherer Ort heißt nicht, Leid zu tilgen, sondern Geborgenheit inmitten des Widrigen zu ermöglichen.
Der Landesverband Hospiz lädt NÖ Einrichtungen, Gemeinden und die Zivilgesellschaft ein, Safe Places sichtbar zu verankern: Pausen ermöglichen, Beziehungen verlässlich machen, Zugänge vereinfachen, Kompetenzen stärken und Brücken zu den besonders Verletzlichen bauen. Denn Sicherheit ist der Anfang von Zuwendung und Zuwendung bleibt der Anfang von allem.
Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Enquete am 7. oder 8. Oktober 2026!





















