Glossar

Die Hospizbewegung

Hospiz (engl. hospice; lat. „hospitium“) wurden im Mittelalter kirchliche oder klösterliche Herbergen für Pilger, Bedürftige, Fremde oder Kranke (Entstehung des Begriffs Hospital) benannt.

Unter Hospiz versteht man heute ein Konzept der ganzheitlichen Sterbe- und Trauerbegleitung. Die Hospizarbeit geschieht sowohl in dafür eingerichteten Häusern, aber auch zu Hause durch die Betreuung von geschulten mobilen Hospiz-Teams. Den Menschen kann eine ganz ihren Bedürfnissen entsprechende Form angeboten werden, in der sowohl die unheilbar Kranken in ihrer letzten Lebensphase eine respektvolle, umfassende und kompetente Betreuung, als auch die Angehörigen Unterstützung und Trauerbegleitung erhalten.

Träger der Hospize sind gemeinnützige Vereine, Kirchen und gemeinnützige Organisationen und Öffentliche Träger. Einen wesentlichen Anteil an der Arbeit in Hospizteams und Hospizen wird von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen mitgetragen.

Hospize wollen (nach Student, 2004) fünf Qualitätskriterien verwirklichen:

  • Der/die Kranke und die Angehörigen stehen im Zentrum des Dienstes
  • Unterstützung erfolgt durch ein interdisziplinäres Team
  • Einbeziehung freiwilliger Begleiterinnen und Begleiter
  • Palliative care (Palliativmedizin) statt medical care (auf Heilung gerichtete Behandlung), das heißt: Lebensqualität statt Lebensquantität
  • Trauerbegleitung der Angehörigen

Geschichte
Die Idee der neuen Hospizbewegung zur Begleitung Sterbender entstand in den 60er Jahren in England und den USA.
Die Geschichte der Hospize reicht allerdings weiter zurück. Schon 1842 gründete Madame Jeanne Garnier in Lyon (Frankreich) ein Hospiz, das sich speziell der Pflege Sterbender widmete. 1879 öffneten die irischen Schwestern der Nächstenliebe das „Our Lady’s Hospice for the Care of the Dying“ in Dublin. Es gab weitere Hospize, die als Vorläufer zu der Gründung in Sydenham gelten können.

Die moderne Hospizbewegung und die Palliativmedizin entstanden dagegen in den 1960ern in England und gehen wesentlich auf die Arbeit von Dr. Cicely Saunders zurück. Die internationale Hospizarbeit wurde nachhaltig durch die Arbeit von Elisabeth Kübler-Ross beeinflusst. In Deutschland hat u. a. Christoph Student viel zur Entwicklung der Hospizbewegung beigetragen. Die ersten österreichischen Initiativen starteten Ende der 70er Jahre unter der Schirmherrschaft der Caritas Socialis, die das erste stationäre Hospiz (CS Hospiz Rennweg) einrichtete.

Laut Umfragen möchten etwa 90 Prozent aller Menschen zu Hause sterben. Tatsächlich sterben sie nach Schätzungen jedoch zu etwa 50 Prozent im Krankenhaus und weitere 20 Prozent im Pflegeheim. Hospize wollen dabei eine menschenwürdige Alternative sein.

 

Der Landesverband Hospiz Niederösterreich wurde 2001 durch Dr. Brigitte Riss gegründet.

Dr. Cicely Saunders

* 22. Juni 1918
† 14. Juli 2005

 433_kublerross_t Elisabeth Kübler-Ross

*8. Juli 1926
† 24. August 2004

SR . Hildegard Teuschl CS

* 3. September 1937
† 18. Februar 2009

 

 

Was bedeutet Palliative Care?

Pallium – lateinisch Mantel

Palliation (palliative Behandlung oder Betreuung) ist der Fachausdruck für eine lindernde Behandlung im Gegensatz zur kurativen (heilenden) oder prophylaktischen (vorbeugenden) Behandlung. Dazu gehören die Palliativmedizin, die palliative Pflege und die psychosoziale und seelsorgerliche Betreuung.

Nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation ist Palliativmedizin „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“.

Nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität, also die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten stehen im Vordergrund der Behandlung.

Palliativmedizin bejaht das Leben und ist gegen die Verkürzung des Lebens, allerdings auch gegen sinnlose Therapieversuche, die den Patienten belasten und verhindern, dass der Patient die verbleibende Lebenszeit optimal nutzen kann. Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben!

 

Definition von Palliativversorgung der IAHPC

 

Die Entwicklung
Die Linderung des Leidens und die Unterstützung des Patienten stand auch früher schon im Zentrum der Aufgaben des Arztes, mit der Entwicklung der modernen Medizin ist jedoch die Betreuung von Patienten mit fortgeschrittenen unheilbaren Erkrankungen zunehmend einseitiger geworden.

Medizinische Maßnahmen werden oft noch angeboten, auch wenn nur noch winzige oder gar keine Erfolgsaussichten mehr bestehen. Aber oft werden auch die Patienten mit ihren Symptomen und ihrer Angst vor Sterben und Tod alleine gelassen.

Vor diesem Hintergrund wurde 1967 von Cicely Saunders in London das St. Christopher Hospiz gegründet, das die Keimzelle der modernen Palliativmedizin darstellt.

Der Begriff Palliative Medicine wurde von dem kanadischen Arzt Balfour Mount geprägt. Die von ihm geleitete Station am Royal Victoria Hospital in Montreal trug als erste die Bezeichnung Palliative Care Service.

Prinzipien der Palliativmedizin (nach Cicely Saunders)
Die Behandlung des Patienten erfolgt in der Umgebung seiner Wahl (ambulant, stationär, zuhause, Pflegeheim o. a.).
Die physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse von Patienten, Angehörigen und Behandlungsteam werden beachtet (ganzheitlicher Ansatz).

  • high person, low technology, d. h. das Menschliche tritt in den Vordergrund, das medizinisch mit viel technischem Aufwand Machbare in den Hintergrund
  • Ziel der Therapie ist die Lebensqualität des Patienten
  • Individuelle Behandlung jedes Patienten im multidisziplinären Team
  • Offenheit und Wahrhaftigkeit als Grundlage des Vertrauensverhältnisses zwischen allen Beteiligten
  • Symptomkontrolle (Schmerzen, Durst, Luftnot u. a. Symptome) durch Spezialisten
  • fachliche Pflege durch speziell geschulte Pflegekräfte
  • Integration von Ehrenamtlichen Zentrale Koordination des Teams
  • Kontinuierliche Betreuung des Patienten und seiner Angehörigen bis zum Tod bzw. in der Trauerzeit
  • Bejahung des Lebens, Akzeptanz von Sterben und Tod als Teil des Lebens. Der Tod wird weder beschleunigt noch hinausgezögert. Aktive
  • Sterbehilfe wird strikt abgelehnt
  • Forschung Dokumentation und Auswertung der Behandlungsergebnisse
  • Unterricht und Ausbildung von Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Seelsorgern und Ehrenamtliche